Der Hebel
Die Leverage ist grundsätzlich nichts Böses. Mit Hebel muss man einfach vorsichtig sein, was dann wiederum den Nutzen des Hebels verringert. Also warum überhaupt nutzen ….?
Das liegt vor allem an der Funktion beim Broker. Broker bieten die meisten 0.01 Lot als kleinste Einheit. Das entspricht 1000$ bei z.B EURUSD. Ohne Leverage können wir 1 x 1000$ traden und das Konto ist vollständig aufgebraucht. Da der Broker aber darauf schaut, dass er selbst nicht negative Konten hat, verlangt der Broker ca. 1500.– auf dem Konto, dass er diesen Trade ausführt. Wenn wir ein CHF Basiskonto nutzen und ein EURUSD Trade halten, kann das durchaus ins Auge gehen und der Broker schliesst diesen Trade, damit kein Minus entsteht.
Wenn wir einen Hebel von 1:100 nutzen, wird die Summe dividiert. Wir investieren dann mit 0.01 Lot nicht unsere 1000.-, sondern nur 10.-. Oder bei einem Hebel von 1:500 nur 2.-. Die 2.- sind dann natürlich 1000.- Wert, was sich in den Kursschwankungen bemerkbar macht. Das gibt uns aber die Möglichkeit, weitere Trades einzugehen. Nehmen wir an, der Trade mit 0.01 Lot läuft in die völlig falsche Richtung und ist im Minus.
Wir haben nun ein 1000.- Konto und einen 0.01Lot Trade der 100.- im Minus hängt. Wir können jetzt einen weiteren 0.01Lot Trade eröffnen und die Breakeven-Grenze wird sofort in die Mitte der beiden Trades verschoben (Swaps mal ausgeblendet). Wir können aber auch einen Trade mit 0.03Lot eröffnen und die Breakeven-Grenze fällt noch weiter. Geht der Kurs wieder in die falsche Richtung, können wir einen weiteren Trade mit z.B 0.07 Lot eröffnen. Damit braucht es nur eine leichte Korrektur und wir sind in Summe im grünen Bereich.
Risikohaft dabei ist lediglich, dass wir jetzt 0.11Lot offen haben. Damit ist die Kontobelastung natürlich nicht ausser acht zu lassen. Wir haben immer noch das 1000$ Konto und irgendwann bei -800.- fängt der Broker an, die Trades zu schliessen. Die 0.11 Lot entsprechen aber 11’000.-. Eine 10% Bewegung in die falsche Richtung löscht dann sofort das Konto aus. Da wir aber schon im Minus sind und immer wieder erhöht haben, wird es keine 10% Bewegung brauchen. Wahrscheinlich genügen 3-5%, um das Konto auszulöschen. Solche Bewegungen passieren recht häufig.
Nehmen wir z.B. GameStop: Der Handel wird in der Nacht eingestellt und das nächste, was wir sehen, ist ein 30% Sprung. Das kann das Konto mit Hebel nicht überstehen. Dann ist es wichtig, dass wir einen Broker nutzen, bei dem wir nicht ins Minus können. Die 0.- ist der Boden!!! Das ist mit Hebel enorm wichtig.
Vorgehen
Gerade für Grid und vor allem Martingale Logiken sind hohe Hebel extrem wichtig. Natürlich funktioniert das auch mit tieferen Hebeln, das Konto muss aber dementsprechend viel grösser sein, was den Gesamtgewinn natürlich wieder reduziert.
Für Martingale Logiken können Hebel auch zu hoch werden. z.B. 1:5000 erlaubt keine falsche Bewegung. Das Konto wird recht schnell liquidiert. Es geht nicht um den möglichen verpassten Gewinn, sondern um den möglichen Verlust und wie wahrscheinlich das eintritt. Über 1:500 bringt kaum einen Nutzen.
Bevor wir 30’000.- ohne Hebel investieren, ist es durchaus eine Überlegung wert, ob wir nicht 10% davon in 1-2 verschiedene Settings investieren. Maximaler Verlust ist dann 3’000.-, aber wir investieren quasi 100’000.-, was den möglichen Gewinn erheblich steigert.
Dieses Spiel lässt sich natürlich beliebig erweitern. Die Beispiele sind immer auf das Minimum ausgerichtet. Das lässt sich beliebig erweitern. Wer die «Eier» hat und so 50’000-100’000.- investiert, hat einen relativ guten Grundlohn! Bei grösseren Summen müssen wir uns natürlich absichern und Backup-Konten halten. Das erste Jahr ist quasi nur dazu da, um sich richtig aufzustellen.
Broker verdienen an den Gebühren und sind natürlich daran interessiert, dass wir viel traden. Darum ist es gar nicht so unüblich, dass Broker «MarginBooster» gewähren, was einem Cashbonus von 50-130% entspricht. Alle haben etwas andere Bedingungen. Lohnt sich aber darauf zu achten.
Also, wenn wir 50’000 mit 100% Bonus fürs Trading investieren, sind wir bereits beim Grundeinkommen. Wenn wir noch damit rechnen, dass sich das Konto jedes Jahr verdoppelt, haben wir nach 6 Monaten bereits den ganzen Einsatz abgehoben.
Gebühren
Im Gegensatz zu regulären Fonds, ETF’s etc. bei denen wir auf 0.x% bei den Gebühren achten, ist das beim Trading etwas anders. Natürlich schauen wir auf die Gebühren! Viel wichtiger ist aber ein tiefer Spread und schnelle Ausführungszeiten. Es ist aber auch bei günstigen Brokern sehr schnell bei einer 30% Belastung. Aber die Gebühren spielen an sich keine grosse Rolle. Es geht lediglich darum, wie viel % Gewinn am Ende des Monats herausschauen, bei welchem Risiko. Ob wir nun 10% oder 11% pro Monat erwirtschaften, ist doch eigentlich egal. Wenn wir ein Auto kaufen, ist die Farbe auch wichtiger als 5.0L oder 5,1L Verbrauch.
Hindernisse
Wir müssen bei einem Broker ein Konto eröffnen, was vielen zu «komisch» ist. Ein Online-Broker wie z.B. IC Markets funktioniert etwas anders als die reguläre Bank, die wir gewohnt sind, obwohl es sich um einen regulierten Broker handelt. Viele haben bereits ein Swissquote Konto. Grundsätzlich bieten sie technisch gute Tradingbedingungen. Die Gebührenlast macht aber Algo-Trading nahezu sinnlos. Eine Staatsgarantie, falls der Broker Konkurs geht – echt jetzt? Ist das ein Hindernis? Wir tragen das Risiko von Hebel-Trading und es scheitert an der Staatsgarantie…. puhhh …
Manchen ist Algo-Trading zu gefährlich und zu nervenaufreibend. Das kann man verstehen und akzeptieren. Andere Argumente dagegen sind aber eher mit Nachgeplappertem und Halbwissen zu begründen, ohne sich näher mit der Materie beschäftigen zu wollen.
Die 2 Klassiker: 1. Hat alles verloren und jetzt einen Berg voller Schulden. 2. Sitzt auf der Yacht auf den Bahamas.
Das sind beides Extremfälle und haben beide mit enormen Risiken zu tun. Es gibt noch sehr viel dazwischen!
Die meisten sind erfahrungsgemäss zu bequem, um sich damit auseinander zu setzen. Sogar ein Demokonto ist zu mühsam. Dann wird lieber ein z.B. plus500 Demo mit der Handy-App erstellt, die 100’000.- Demokapital vernichtet und dann behauptet man – «es geht nicht!». Oder die hartgesottenen probieren direkt mit 100.- ein Live-Konto mit einem 1:30 Hebel und sind nach 2 Tagen ausgelöscht.
Es gibt jedenfalls 1001 Gründe dagegen. … Am Ende ist es die Angst vor einem möglichen Verlust, der einen hindert. Lieber gar nicht erst probieren, als einen möglichen Verlust in Kauf zu nehmen.