EAs sind Algorithmen, die Zugriff auf ein Tradingkonto haben und ihre Logik unbeirrbar verfolgen. Das können aktive Trades, Nachrichtenfilter oder einfach schicke Pfeile auf dem Chart sein – die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt.
Ein grosser Vorteil eines EAs ist, dass er 24/7 aktiv sein kann und seine Logik im Millisekunden-Takt ausführt. Als Mensch können wir das nicht leisten, selbst wenn wir ständig am Bildschirm sitzen würden – die manuelle Berechnung wäre viel zu langsam.
Oft kommt die Frage auf, wie das Ganze eigentlich funktioniert. Man kann das sehr technisch erklären, aber häufig staunen die Leute nur und sind entweder begeistert oder skeptisch, sobald sie etwas wie „10 % monatlicher Gewinn“ hören.
Abgesehen von den monatlichen 10% bleibt aber nicht hängen. Wenn monatliche 40% auch möglich sind und das noch 3-4 Monate funktioniert, wird das Fleischklösschen im Gehirn namens «Gier» aktiv!
Die Logik einfach erklärt: Grid vs. Martingale
Beim Trading wissen wir nie genau, wie sich der Kurs entwickeln wird. Es gibt lediglich Tendenzen, auf die wir setzen können. Was bringt es uns, fünfmal richtig zu liegen, wenn der sechste Trade uns alles verlieren lässt? Zu 75% recht haben, ist schon richtig gut! Die anderen 25% dürfen einfach im Wert die anderen 75% nicht übersteigen.
Es gibt auch manuelle Trader, die nur zu 10 % recht haben, aber dennoch profitabel sind. Riesen Gewinne und kleine Verluste….
Beide Strategien, Grid und Martingale, sind theoretisch robust, da der Kurs irgendwann zurückkommt – es sei denn, wir erleben eine Hyperinflation. Der Unterschied zwischen beiden liegt in ihrer Geschwindigkeit: Grid ist eine langsame, aber kontinuierliche Strategie, während Martingale schnellere Entscheidungen trifft.


Trading auf verständliche Weise erklärt
Stellen wir uns das so vor:
- Die Börse ist ein Zimmer.
- Der Broker ist der Tisch.
- Das Konto ist ein Behälter.
- Der EA ist das Handtuch.
Das Zimmer ist gegeben. Beim Tisch haben wir die Wahl zwischen einem einfachen IKEA-Modell oder einem massgeschneiderten Tisch. Der Behälter kann ein kleines Wasserglas oder ein grosses Becken sein. Natürlich wird ein IKEA-Tisch unter dem Druck eines grossen Beckens irgendwann nachgeben – aber das Zimmer bleibt davon unberührt.
Nun kommt der EA ins Spiel und wirft Handtuch um Handtuch in das Becken. Wichtig ist, dass der Behälter nie trocken wird. Ein Wasserglas ist schnell leer, ein Waschbecken hält länger, und einen ganzen Pool kriegen wir gar nicht voll mit Tüchern.
Übertragen auf das Tradingkonto bedeutet das, dass das kleinste Handtuch 0,01 Lot entspricht. Das ist die kleinste Einheit, mit der wir arbeiten können. Wir können anhand vergangener Kursdaten ein EA-System aufbauen. Mit historischen Daten ist das relativ einfach und würde nie Fehler machen, aber wir müssen in die Zukunft blicken und statistische Werte nutzen, damit noch genügend Spielraum bleibt.
Der Butler, das Fenster und die Handtücher
Stellen wir uns vor, es gibt einen Butler, der immer nasse Handtücher will. Wir wissen nicht, wie viele er mitnimmt – manchmal zwei, manchmal zehn. Wir wollen ihn glücklich machen, also darf unser Becken nie leer sein.
Leverage ist der Typ am Fenster: Für jedes nasse Handtuch wirft er noch eines durch das Fenster, aber nur, wenn genügend Wasser im Becken ist. Er will seine Tücher natürlich irgendwann zurückhaben. Unser Job ist es, zwischen Becken, Tisch, Butler und Fenster die nassen Handtücher zu managen. Ein Fehler, und es gibt die „Kündigung“ – also das Risiko eines Margin Calls.
Im Gegenzug zu den Handtüchern bringt der Butler eine Flasche Wein mit.
Risiko und Strategie
Unser Risiko hängt davon ab, wie gross unser Behälter ist und wie viele Butler (Risiken) wir erwarten. Ein Glas Wasser auf einem fragilen Tisch trocknet schnell aus, besonders wenn mehrere Butler kommen. Ein Pool hingegen hat genug Kapazität, aber der Tisch könnte unter der Last zusammenbrechen.
Die Risikostufen ergeben sich daraus, wie gross unser „Behälter“ ist und wie wir mit den Butlern umgehen. Mit einem kleinen Glas können wir liefern, solange nur ein Butler kommt. Wenn jedoch zwei oder mehr Butler gleichzeitig erscheinen, haben wir ein Problem und riskieren den „Rauswurf“.
Letztlich stellt sich nur die Frage: Haben wir genug „Wein“ (Gewinn) verdient, bevor wir ein trockenes Handtuch abgeben müssen?
Unsere Entscheidung
Am Ende müssen wir entscheiden: Wollen wir Bademeister eines grossen Pools sein, für jeden Butler gerüstet, oder setzen wir auf ein kleines Wasserglas und riskieren die Kündigung? Ein Pool gibt uns mehr Sicherheit, aber ein kleines Glas erlaubt es uns, häufiger nachzuschenken. Die gelegentliche Flasche Wein vom Butler ist nett, aber im Pool haben wir vielleicht Gäste, die uns langfristig mehr einbringen.
Die Entscheidung liegt bei uns, ob wir den Pool nutzen und auf Badegäste setzen oder mit einem Glas Wasser auf das Beste hoffen.
Leute wie Ray Dalio besitzen in diesem Bild einen riesigen Wasserpark, voll ausgestattet mit Butlern, Badegästen, Restaurants und sogar eigenen Rebstöcken. Sie müssen lediglich sicherstellen, dass alle im Park beschäftigt sind und alles reibungslos läuft. Es ist nicht mehr ihre Aufgabe, selbst Handtücher zu jonglieren oder sich um einzelne Butler zu kümmern – das machen ihre Systeme für sie.
Wir hingegen können uns entscheiden, ob wir uns in diesen grossen Wasserpark wagen oder lieber eine einfachere Strategie wählen. Zum Beispiel könnten wir uns darauf konzentrieren, Wein an die Butler zu verkaufen, ohne den ganzen Aufwand eines grossen Wasserparks zu betreiben. Das zeigt, dass es nicht immer notwendig ist, das grösste System zu haben – man kann auch clever agieren und in bestimmten Bereichen erfolgreich sein, ohne alles zu kontrollieren.